Donnerstag, 28. Mai 2009

Käferreparatur

Diese Woche sind wir damit beschäftigt, meinen VW-Käfer zu reparieren. Kein Auto zu haben ist einfach unglaublich mühsam wenn man so abgelegen wohnt. Seit zwei Wochen liegt auch Aidans Landrover flach, und so sind wir an die klapprigen lokalen Taxis gebunden ... die leider nur selten fahren, meist morgens früh, zwischen 6 und 7, oder am Nachmittag zwischen 4 und 5. 

Lange stand mein armes Auto nun ungebraucht in Rufus Garten rum. Letzte Woche haben wir es endlich abgeschleppt, rauf zum Mpame Store, der von einem weissen Afrikaner-Ehepaar aus dem Freestate geführt wird. Veronica und Dave sind sehr nett und hilfreich, und Dave versteht was von Autoreparaturen und hat alle Werkzeuge und sonstige Materialien. Am Dienstag Morgen hat er uns hier in Manzamnyama abgeholt (Mpame ist ca. 15min Autofahrt entfernt) und wir verbrachten den ganzen Tag hinter seinem Shop, wo wir den Motor aus dem Beetle rausmontierten, alle Schutzbleche demontierten, und den anderen Motor ebenfalls demontierten. Der andere Motor ist aus einem alten VW-Bus, der zwei Jahre lang ungebraucht am Strand rumstand - und daher ist alles völlig verrostet. Das Problem ist, dass in meinem Motor etwas blockiert ist, so dass der ganze Motor ersetzt werden muss, obwohl die meisten Teile noch gut wären. Nun, im andern Motor ist der Mittelteil ok, aber alles andere völlig angerostet, und so beschlossen wir, nur den Mittelteil zu behalten, und alle losen Teile mit denen von meinem Motor zu ersetzen. Was bedeutet, dass wir beide Motoren in Einzelteile zerlegen mussten, und dann wieder zusammenbasteln. Wir haben nun zwei Tage lang daran gearbeitet und es fehlt nicht mehr viel, wir müssen nur noch die letzten Teile wieder zusammensetzen, den Motor wieder einbauen, und voila - hoffentlich startet das Ding. 

Heute haben wir allerdings anderes zu tun, und morgen fahre ich nach Mthatha, von dort nach Durban, und dann zurück nach Zululand ... nächste Woche findet eine Backpacker Konferenz statt, wo ich teilnehmen werden. Das heisst, für ca. 10 Tage gibts keinen Blog-Update mehr ... ich melde mich wieder wenn ich zurück bin und lass euch wissen, was während meiner Abwesenheit hier geschehen ist.

Freitag, 22. Mai 2009

Schlammschlacht

Vorgestern haben wir so viel Wasser gebraucht, dass die Quelle quasi leer war, und so dachten wir gestern, na da wir ja jetzt einen Pickel haben, können wir sie gleich ein bisschen ausgraben und tiefer machen und heraus putzen, so dass sie mehr Wasser fasst. Gesagt, getan! Johann, Aidan und ich haben den ganzen Tag lang geschuftet wie die Ochsen (arrgh ich hab heute tierisch Muskelkater, interessanterweise in den Oberschenkeln ...) und wieder mal fröhlich im Dreck gewühlt. Iiih, das war vielleicht eine schlammige Angelegenheit! Wir haben sicher einen Meter tief runter gegraben, durch Stein, Lehm, und Erd-Schichten ... und fanden so allerlei kuriose Dinge! Ein paar Knochen, zum Beispiel ... irgendwann muss da mal eine Kuh versoffen sein ... und zwei Stummel von ziemlich dicken, unten zugespitzen Holzpfählen ... wie kamen denn die dahin? War da nicht immer eine Quelle? Warum würde jemand Pfähle in eine Quelle einschlagen? Ja und wir fanden erstaunlich viel Holz, einfach kurze Stecken, lustigerweise inmitten der Gesteinsschichten ... wie lange dauert es, bis sich Stein formt? Wir fanden auch Plastiksäcke und andere Abfälle zwischen den Steinen ... wie lange war wohl diese Quelle schon dagewesen, und wie hatte sie vor 20 Jahren ausgesehen, wie tief war das Ding? Dort wo das Wasser aus dem Felsen kommt, habe ich sicher einen halben Meter Schlamm mit blossen Händen weggebuddelt ... um die Wasserwege wieder freizulegen. Jetzt lassen wir die Quelle wieder auffüllen, mal sehen wie das aussieht wenn sie wieder voll ist, und wie viel Wasser uns dann zur Verfügung steht!

Hier noch die Fotos von diesem Abenteuer ... (und schaut euch bitte meine Muskeln an, ich war ja ganz schön überrascht als ich die Fotos sah, ich seh ja aus wie ein richtiger Bauarbeiter! *lach*)

Donnerstag, 21. Mai 2009

Hochsicherheitszone

Der Stacheldraht hat sich als hervorragend investiertes Geld herausgestellt. Gestern haben Johann und Aidan den behelfsmässigen Zaun um die Quelle runtergerissen und durch einen anständigen Stacheldrahtzaun ersetzt - so anständig, dass das Gebiet um die Quelle nun aussieht wie eine Hochsicherheitszone. Was es, symbolisch gesprochen, auch ist. Die unteren Regionen werden wir noch mit Maschendraht verstärken müssen, um auch Schafe und Ziegen abzuhalten.

Ich selber bin zum Mpame Shop rauf marschiert (1h 15min Fussmarsch) um den Inhaber zu fragen, ob er immer noch bereit ist, mir bei der Reparatur meines Autos zu helfen. (Yep, ist er.) Hervorragend. Und danach fuhr er mich wieder an die Küste runter, damit ich nicht zurück latschen musste, und gab mir auch noch einen Kanister Trinkwasser mit. Herzlichen Dank, sehr freundlich.

Heute war auf dem Hügel wieder mal was los sag ich euch ... leider war ich nicht dabei um das Unbeschreibliche mit eigenen Augen zu sehen (ich hab den Tag damit verbracht zum Zithulele Spital zu trampen um eine Urinprobe abzuliefern um zu checken ob ich Bilharzia habe ...), aber Aidan erzählte es sei ein verrückter Tag gewesen. Als er nämlich am Morgen mal hoch ging, um mit dem restlichen Stacheldraht den Zaun dort oben fertigzustellen, tauchte ein Mitglied vom Dorfrat mit einer Säge auf, und erklärte mit Händen und Füssen, dass er in den Wald gehe um Pfosten zu fällen für den Zaun (wir hatten am letzten Meeting gesagt, dass wir Pfosten brauchen um die Quelle einzuzäunen). Wenig später kamen zwei weitere Herren vom Dorfrat an, mit Schaufeln auf dem Rücken, und halfen Aidan beim Zaun bauen. Und dann kamen Frauen mit Hacken, und Kinder mit Wassercontainern, und mehr Männer, und mehr Frauen, und Aidan traute seinen Augen kaum, und zählte am Ende 34 Leute. 34 Toggel auf dem engen Platz wo die Lodge mal stehen soll, und alle am arbeiten!!! Unglaublich. Das ist ein Durchbruch, das ist ein Riesenerfolg!! Anschliessend, weil eh schon so viele Leute da waren, hielten sie gleich ein Meeting ab, wo diskutiert wurde, wer den Sand für die Zementmischung vom Fluss raufbringt, wer Esel hat für diesen Zweck, und ob die Leute es gratis tun sollen oder gegen Bezahlung. Der Dorfrat argumentierte stark für Freiwilligenarbeit, weil sie Geld sparen müssen. Aidan schmunzelte. Jetzt wo sie verantwortlich sind für die Finanzen, gehen sie plötzlich auf Sparmodus. Wunderbar. Ich bin gespannt wie das alles weitergeht ... auf jeden Fall ist jetzt der neue Zaun fertig, und wir können vielliecht unsere Gärten wieder neu bepflanzen und aufpäppeln. Wenn bloss die hinterlistigen Ziegen nicht wären ... (Steaks, Steaks!!!) ;-)

 

Sonntag, 17. Mai 2009

es geht vorwärts ...

Heute war wieder ein Dorfmeeting angesagt - die Weiterführung der Diskussion, die letzten Samstag abgebrochen worden war, weil wir zu keiner Einigung kamen. Wie bereits erwähnt, tauchten dann letzte Woche plötzlich Dorfrat-Mitglieder auf dem Hügel auf und begannen, Erdziegel herzustellen. Am heutigen Meeting wollten sie wissen, wieviel Spendengelder zur Verfügung stehen, was die nächsten Schritte sind etc. Es sieht also so aus, als würden sie endlich anfangen, Verantwortung zu übernehmen. Hervorragend! Aidan erklärte ihnen, dass zur Zeit 4000 Rand zur Verfügung stehen, und dass sie sich überlegen sollen, wofür sie das Geld einsetzen möchten. (In Wahrheit steht mehr Geld zur Verfügung, aber wir dachten, wir lassen sie mal darüber brüten, wie man mit wenig etwas Zustande bringt, und mit dem Überschuss Geld kaufen wir vielleicht eher eine Wasserpumpe und installieren einen zentralen Wasserhahn im Dorf, oder irgend sowas. Der Dorfrat ist in erster Linie für die Volunteer Lodge zuständig, aber von euren Spenden werden auch andere Projekte finanziert, die nicht direkt etwas mit der Lodge zu tun haben.) Dass wir zuerst mal ein Gebäude aufstellen müssen, und dass sie eine Liste machen sollen von allen Materialien, die dafür benötigt werden. Dass wir, wenn wir etwas einkaufen, ihnen den Kassenzettel überreichen und dass sie ihre eigene Buchhaltung führen müssen. Alle schienen sehr begeistert und enthusiastisch. Sie werden nun einen Buchhalter bestimmen, dem ich dann die Grundlagen der Buchführung eintrichtere, bevor ich ihm meine Bücher überreiche. 
Aidan war am Freitag in Mthatha und hat die ersten nützlichen Dinge eingekauft: dickeres Plastik für Dächer (Klo und Dusche, neues Gebäude), Stacheldraht um die Quelle und das Gebiet um die Lodge einzuzäunen, einen Pickel um auch in steinigen Grund Löcher zu schlagen ... und um die Quelle auszugraben und zu erweitern.

Mittwoch, 13. Mai 2009

ein paar Fotos ...

Manzamnyama an einem sonnigen Tag ...



Aidan und Sanna bauen einen neuen Zaun auf dem Hügel ... 
... um die vermaledeiten Kühe abzuhalten!



Das waren mal super buschige Aubergine-Stauden ... 
... und diese Stengel sind übrig nach der Kuh-Attacke.


Der Lohn fürs rummotzen ...

Tja. Also letzten Samstag hatten wir wieder ein Dorf Meeting, und es war zum Haare ausreissen. Lawrence ist zur Zeit wieder zu Besuch, und wir versuchen immer noch, ihn als Übersetzer zu kriegen, und der Dorfrat ist immer noch dagegen. Aber sie haben uns ja niemand anderes vorgeschlagen ... das Credo ist, sie wollen Rufus. Rufus? Den können wir leider nicht brauchen in diesem Posten. Die Leute wollen einfach nicht begreifen, wie die Sache läuft. Es ist so: Der Dorfrat ist für die Volunteer Lodge zuständig. Alle anderen Projekte - wenn wir z.B. eine Schule bauen wollen, oder ein Kunst- und Handwerk Shop - sind vom Dorfrat unabhänging und wir können quasi nach eigenem Gutdünken schalten und walten - wir müssen nur noch dem Headman von Mpame Red und Antwort stehen. Der Dorfrat steht uns also nur im Weg was die Lodge betrifft - und das kann uns ja eigentlich wurscht sein. Wenn die sich nicht am Riemen reissen können, dann bauen wir einfach nicht weiter. SIE wollen die Lodge, und SIE werden die Lodge führen in ein paar Jahren. Aber die Eifersüchteleien und der Stolz von ein paar alten Knochen hindern uns am Vorankommen. Wir wollten also einen jungen Manager, jemand der zwischen uns und der Dorfbevölkerung direkt vermitteln kann, jemand der erklären kann, was genau wir tun, und warum, und wo wir Hilfe brauchen. Warum ist Rufus und seine Crew so sehr dagegen? Wir vermuten, weil Rufus eben nicht immer so genau übersetzt, und alles ein bisschen so dreht, wie es ihm in den Kram passt. An diesem letzten Meeting nun war Lawrence auch zugegen, aber Rufus fungierte wieder als Übersetzer. Als sie erneut Lawrence als Manager ablehnten, und sowieso die Idee vom Manager generell, wurde es mir langsam zu blöd. Aidan erklärte dann Rufus lang und breit, dass wir ihn auf der Führungsebene brauchen, dass Rufus derjenige ist, der Aidans Job übernehmen wird, und alle Entscheidungen treffen wird, wie die Lodge geführt werden soll etc. etc., und dass Lawrence nur der Manager auf funktioneller Ebene ist, der, der die oben getroffenen Entscheidungen ausführt und umsetzt. Rufus übersetzte nicht für den Dorfrat. Schlussendlich sprang ich auf und sagte, jetzt reichts, so kommen wir nirgendwo hin, was soll der Mist? Was wollt ihr eigentlich? Wollt ihr diese Lodge oder nicht? Wir investieren unsere Zeit und unser Geld, und ihr hockt nur rum und diskutiert, aber ihr tut nichts. Was erwartet ihr denn? Dass da ein Haufen Spendengelder kommen aus Übersee? Warum, glaubt ihr, sollten Leute aus Übersee Geld schicken für euch? Für wen haltet ihr euch, dass ihr denkt, andere sollen für euren Lebensunterhalt bezahlen? Ich war richtig in Fahrt. Lawrence lachte, und Rufus schaute mich mit grossen Augen an und weigerte sich, zu übersetzen, und der Dorfrat bestand darauf, das Meeting zu vertagen. Immer noch kochend setzte ich mich wieder hin. Aidan hatte Rufus auch schon damit gedroht, dass wir einfach unsere Sachen packen und verreisen, wenn sie nicht endlich den Finger aus dem Hintern nehmen und anfangen uns zu helfen. Ich meine, wenn wir alleine eine Hütte bauen, dauert es einen Monat, wenn uns fünf Leute helfen, dauert es eine Woche!! Und je eher die ersten Hütten stehen, desto eher können wir Gäste aufnehmen, desto eher haben die Dorfbewohner ein Einkommen. Also ist es ja wohl nicht zuviel erwartet, dass sie uns helfen sollen, IHRE Lodge zu bauen.
Wie auch immer. Das Meeting wurde vertagt. Gestern waren wir auf dem Hügel, um einen neuen Zaun zu bauen. Auf einmal kam ein Typ mit einer Schaufel an, und wenig später sahen wir ... das. 
Tja. Etwas rummotzen hilft offenbar. Und so waren da plötzlich fünf, sechs Leute, die unseren Garten umgruben. Ziegel herstellen wollen sie, soviel wir verstanden haben. Aha! Offenbar hat Rufus doch noch übersetzt, was ich gesagt habe ... Ja mir solls recht sein! So lange hier was passiert, bin ich zufrieden. :-)

Dienstag, 12. Mai 2009

Die zerstörerische Kraft ...

Es gibt hier im Transkei eine zerstörerische Kraft, die alles plattwalzt was ihr im Weg liegt, die Zäune niedermäht, Gärten verwüstet und Wasserquellen verseucht. Steaks, sag ich nur, Steaks - Aidan spricht den ganzen Tag lang nur noch von Steaks. Ja, ihr habt es erraten: die zerstörerische Kraft heisst Kühe, und die Viecher sind eine echte Plage für uns. Vor einer Woche haben sie ja unsere Wasserquelle plattgemacht - alles war völlig zertrampelt, und nur noch ein Schlammloch übrig wo einst Trinkwasser war. Wir haben einen notdürftigen Zaun errichtet, um die schlimmsten Kuhmassen abzuhalten, aber als wir gestern mal nachsahen wie sich die Quelle so erholt, zeigten sich deutliche Spuren eines erneuten Einbruchs: eine Seite des Zauns niedergewalzt, und an allen anderen Stellen deutliche Abdrücke von Kuhhufen - die klettern glatt über die Zäune drüber!! Eine oder zwei Kühe sind ja in Ordnung, aber wenn eine ganze Herde kommt, und die ersten Kühe vom Zaun aufgehalten werden, drängen die von hinten einfach nach, und schliesslich wird das Gedrängel so krass, dass die erste Reihe Kühe entweder den Zaun plattwalzt, oder irgendwie drübergeschoben wird ... es scheint echt, als könne nichts diese Riesentiere aufhalten. So ne Kuh ist ziemlich massig! Also, eines der ersten Dinge die wir mit den Spendengeldern kaufen werden, ist Stacheldraht!!! Um die Quelle anständig einzuzäunen und unser Trinkwasser zu sichern. Und um den Zaun oben auf dem Hügel zu verstärken. Aidan ist gerade jetzt dabei, einen neuen Zaun aufzustellen - der alte wurde auch längst plattgemacht von den Kühen, und unsere Gärten sind total abgefressen, die lassen kein Blatt am Pflanzenstengel! Tomaten, Auberginen, alles weggefuttert. Und jetzt im Winter wollen wir Zwiebeln pflanzen, aber zuerst brauchen wir einen anständigen Zaun. So. Und bevor wir den Zaun errichten können, müssen wir den Landrover reparieren, der letzte Woche den Geist aufgegeben hat: der war so durchgerostet, dass die Vorderräder praktsich abfielen. Aidan muss nun Metallplatten besorgen und das Zeug irgendwie wieder zusammenschweissen ... ohne Landrover sind wir aufgeschmissen, der transportiert nämlich alles grosse Material, Pfosten und Steine und Zement und Kloschüsseln und Drahtrollen und Plastikrohre und so weiter. Also die Prioritätenliste ist: Nummer 1, Landrover flicken. Nummer 2, anständige Zäune bauen. Und dann sehen wir weiter. :-)



Und noch eine kleine
 Nebenbemerkung zum Schluss: das einzige Postivie, das wir an den Kühen finden, ist Scheisse ... hi, hi ... weil wir die nämlich einsammeln und auf unseren Gärten verteilen, damit alles hübsch wächst (und die Kühe dann wieder die Zäune eindrücken und alles auffressen können!! Grrrr ... Steak, ich sag nur, Steak, bitte blutig!)