Samstag, 29. August 2009

Transkei ... Anekdoten

Ich suche den Weg von Manzamnyama nach Mpame - zu Fuss. Da lang, da lang, sagen sie. Ich folge den vagen Richtungsangaben, folge dem Trampelpfad der sich manchmal zwischen den Steinen und Hügeln verliert und dann irgendwo 4-spuring wieder auftaucht und dann nach links und rechts abzweigt. In üblicher Rahel-Manier verlaufe ich mich mindestens 3 Mal und komme zuerst auf der komplett falschen Strasse wieder aus dem Dickicht raus. Ah, das ist nicht der Weg nach Mpame? Ah, mehr links, vielen Dank. Und wieder zu Fuss über die Hügel, über Stock und Stein. Ich folge einem Trampelpfad steil den Hügel runter, und dann ist vor mir eine Kluft, dicht mit Wald und Büschen bewachsen, und ich weiss schon, dass ich wieder falsch abgebogen bin - hier führt sicher kein Weg durch. Und so drehe ich mich um und stakse wieder den Hügel hoch, und - hoppla! Was liegt da faul und gemütlich auf dem Weg, keinen Schritt entfernt, das ich beinahe plattgetreten hätte? Eine Schlange. Sie macht keinen Wank. Sie ist hellgrau, mit schwarz-braunem Muster, eine sehr schöne Schlange, und ich denke, moment so eine habe ich doch schonmal gesehen, ist die vielleicht giftig? Für eine Weile starren wir uns an, dann mache ich einen Schritt rückwärts, und dann einen zur Seite, und gehe an der Schlange vorbei, die mir neugierig nachschaut. (Ich habe später herausgefunden dass es eine Night Adder ist, yep, giftig, aber nicht tödlilch).

Endlich finde ich den richtigen Weg - er führt mitten durch den Wald. Gleich vor dem Wald treffe ich ein altes Ehepaar. Wir tauschen die üblichen Begrüssungsfloskeln aus, aber die Frau, klein, runzlig, auf einem Auge blind und mit einem Huhn unter dem Arm, kommt auf mich zu und schüttelt meine Hand und küsst meine Hand und drückt sie nochmal, und redet unaufhörlich. Ich verstehe kein Wort, bis sie mich fragt wohin ich gehe, und woher ich komme. Diese Fragen kenne ich, und ich antworte geduldig und lächle und zeige mit dem Finger auf den Küstenstreifen wo mein Haus liegt. Endlich lässt die Frau mich los und zockelt weiter, aber jetzt stellt der alte Mann Fragen, in einem lauten, befehlsmässigen Ton. Ich wiederhole "ich verstehe nicht" wieder und wieder, bis ich errate was er sagen will und nochmal erkläre woher ich komme und wohin ich gehe. Jetzt scheint er zufrieden und lächelt und wendet sich zum gehen. Da ruft mich die Alte wieder, "come here" ruft sie laut, diesmal auf Englisch. Ich zögere einen Moment, dann denk ich, warum auch nicht, und gehe zu ihr. Sie schaut zu mir auf (sie ist mindestens ein Kopf kleiner als ich) und drückt mir dann 10Rand in die Hand. Ich bin völlig verdutzt und frage, waaas, für mich?Sie nickt und tippt mit dem Finger auf meine Schulter und sagt, ja ja für dich. Ich weiss dass die Frau arm ist, und ich brauche ihr Geld nicht, aber ich kann das Geschenk nicht ablehnen, das wäre unhöflich. Und so rufe ich, danke Mama, (alle Frauen die älter sind als ich werden mit Mama angeredet) und umarme sie spontan. Sie tätschelt mir den Rücken und ist glücklich dass ich ihr Geschenk angenommen habe und watschelt davon, hebt ihr Huhn wieder auf und macht sich auf den Weg nach Hause.

Das ist der Transkei. Wo sich faule Schlangen nicht mal die Mühe machen einem aus dem Weg zu gehen, und einem wildfremde Leute 10Rand schenken. Später als ich bei Tony im Shop bin und ihm die Geschichte erzähle, sagt er, ah die beiden Leutchen waren gerade hier im Shop um ihre Rente abzuholen. Diese Leute haben praktisch nichts, und teilen trotzdem.

Vom Projekt gibt es nicht viel zu erzählen, Aidan lag eine Woche lang flach, und jetzt waren wir ein paar Tage in Cintsa, wo mein Beetle liegen geblieben ist, und haben uns wieder mal als Mechaniker versucht - diesmal leider erfolglos. Heute oder morgen fahren wir zurück nach Manzamnyama, und nächste Woche gibts dann wieder Projekt News.

Donnerstag, 20. August 2009

ein neuer Plan ...

Und wieder einmal pfeift uns der Wind um die Ohren. Aidan ist letzten Freitag Abend nach Hause gekommen; den Samstag und Sonntag haben wir mit picknicken und plaudern verbracht um einander auf den neuesten Stand zu bringen, und seither ... liegt der Mister wieder mal flach mit ner Grippe. Willkommen im Transkei ... hier regieren wieder andere Käfer.

Ja, das Projekt wird einigen Änderungen unterzogen in den nächsten paar Wochen!! Das lang geplante Dorfmeeting hat am Montag vor einer Woche endlich stattgefunden, und es lieft nicht gerade gut. Jetzt wo die Dorfleute endlich begriffen haben, dass wir NICHT reich sind und dass wir NICHT alles einfach FÜR sie bauen, sondern MIT ihnen, sind sie völlig verwirrt. Diese hohle-Hand-Kultur geht mir wirklich auf den Keks. Und auf mich hören wollten sie sowieso nicht mehr, weil ich Dinge sagte, die sie nicht hören wollen, und so sagten sie, wir warten auf Aidan, Aidan weiss alles, Aidan wird uns sagen was tun. Ich lachte und sagte, schön schön, mir nur recht. Das Problem ist, ich kann ihnen einfach nicht klarmachen, dass sie einen Eigenwert haben und dass sie uns nicht brauchen, dass wir sie nur Anleiten und ihnen zeigen, wie sie ihr Leben verbessern können - mit sehr einfach Mitteln - aber TUN müssen sie es selber! Wie es so schön heisst: gib ihnen nicht den Fisch, sondern bringe ihnen fischen bei. Bloss wollen sie nicht fischen lernen!!!! Und so hat Aidan jetzt ein neues Konzept ausgearbeitet. Ich kann es hier noch nicht erklären weil es noch nicht offiziell existiert, aber es wird so was wie eine Kooperative sein, wo das Gästehaus als Business geführt wird, und wenn die Dorfleute dann sehen dass alles läuft und endlich Intresse zeigen, können sie Anteile kaufen oder am Ende das Business aufkaufen. So irgendwie. Ich werd alles genau erklären sobald wir es genau festgelegt haben. Zuerst muss Aidan noch seine Grippe ausbaden ...

Den Landrover haben wir noch immer nicht fahrbereit; letztes Mal als ich mit Tony in Mthatha war haben wir den Startermotor zur Reparatur gegeben und bei einem Autohandelgeschäft Brems- und Kupplungsdichtungen bestellt. Vorgestern waren wir wieder in der Stadt, aber Mthatha ist halt Mthatha und es läuft nie alles so wie man möchte, und alles dauert zwei oder dreimal so lang wie anderswo ... der langen Rede kurzer Sinn: die hatten nicht alle Bremsdichtungen bestellt, sondern nur für zwei Räder (trotz unserer sehr präzisen und dreimal wiederholten Anweisungen), und der Startermotor war auch noch nicht fertig repariert weil sie noch auf ein Ersatzteil warteten das sie aus Johannesburg bestellen mussten (weil der Startermotor so uralt ist dass sonst niemand mehr Ersatzteile führt). Aha schön vielen Dank wir kommen in einer Woche wieder ... der Landrover steht also immer noch in Mpame vor Tonys Shop rum. Und der Beetle? Der liegt immer noch in Cintsa rum, kurz vor East London ... der Ersatzmotor ist unterdessen in Mthatha eingetroffen (der kam von Durban runter) und Tony wird uns (Aidan und mich und den Motor) nächsten Montag nach Cintsa bringen, wenn er nach East London fährt. So. Und dann sollten unsere beiden Fahrzeuge bald wieder fahrtüchtig sein ...

Freitag, 7. August 2009

Goodbye Mike ...

Die Zeit vergeht mal wieder wie im Flug. Mike war einen Monat lang hier bei uns und hat fleissig mitgeholfen und den Bau der Kinderkrippe eingeleitet. Er war echt super, immer gut drauf und voller Elan und frischer Ideen. Wir werden ihn vermissen ...

Mike mit einem Jungen aus dem Dorf

Seit einem Monat warten wir auf ein Dorf-Meeting, das aus x-irgendwelchen Gründen immer wieder verschoben wird. Es gibt einige Dinge, die wir ausdiskutieren und planen müssen. Die Bausaison geht im Oktober zu Ende, und bis dahin müssen zumindest die Wände der neuen Gebäude stehen, weil sonst verlieren wir alles Baumaterial: die Ziegel verrotten, wenn man sie während der Regenzeit rumliegen lässt, und das Stroh fürs Dach ebenfalls. Es wäre also ratsam, die Gebäude fertigzustellen bevor der Regen kommt. Die grosse Diskussion ist im Moment, wer baut die Wände? Maxwell ist ein guter Maurer, aber leider sehr sehr langsam. Also wollen sie einen jungen Maurer mit Maxwell zusammentun, so dass der ältere als Aufseher und Mentor fungieren kann, während der jüngere die Arbeit fix erledigt. So weit ich erfahren habe, gibt es zwei junge Maurer, die geeignet wären, aber beide kommen nicht in Frage: der eine, weil er schon einen anderen Job angenommen hat, und der andere, weil er Maxwells Tochter geschwängert hat. Ummmh. Dorfpolitik. :-) Der Übeltäter hat also Maxwells unverheirateter Tochter ein Kind angehängt und muss jetzt "Reparation" bezahlen, ca. 5000 Rand, oder eine Kuh. Sobald die Schuld beglichen ist, ist alles vergeben und vergessen, aber der junge Mann hat gerade kein Geld, und so kann Maxwell nicht mit ihm zusammenarbeiten, weil er sonst sein Gesicht verlieren würde. Tja dann. Jetzt suchen sie einen anderen Maurer, der Zeit hat, und hoffentlich auch gerade keine unehelichen Kinder produziert. :-)

Hier bei der Lodge ist gar nix passiert seit Aidan weg ist, die Frauen stellen auch keine Ziegel mehr her, weil das Wasser knapp ist, odere unsere Pumpe nicht funktioniert. Und jetzt wo wir einmal Wasser hochgepumpt haben akzeptieren sie nichts anderes mehr - wieder Wasser vom unteren Damm zu holen ist jetzt unzumutbar. Okay okay ... es hat jetzt endlich ein bisschen geregnet, die Quelle sollte wieder genug Wasser führen, und ich werde nächste Woche die Pumpe wieder laufen lassen und den oberen Damm füllen, damit die Damen wieder Ziegel herstellen. Aidan hat mich angewiesen, alle Baumaterialien parat zu halten, so dass er umgehend mit Bauen beginnen kann, sobald er zurück ist. Das heisst, die Ziegel müssen bereit sein, die Erde aus dem der Mörtel hergestellt wird muss gemixt sein, ein paar Säcke Zement müssen da sein, und der Damm muss Wasser führen. Hm - das sollte hinzukriegen sein. All das werden wir am Dorf-Meeting organisieren ... FALLS es endlich stattfindet!

Ich vertreibe mir die Zeit immer noch mit Geissenjagd - ich habe meine Baby-Tomatenpflänzchen heftig verteidigt und die Mühe hat sich gelohnt. Unterdessen ist der Zaun fertig gestellt, und die Pflänzchen wachsen wie wild ...

die eingezäunten Tomatenpflänzchen ...

mein selbstgebauter "Kraal" - echt Ziegensicher!

der neue Maschendrahtzaun

Und was noch, hm ja wir versuchen immer noch den Landrover zu flicken, Tony von Mpame ist sehr hilfreich, den Vorderteil vom Landrover hat er bereits wieder zusammengeschweisst, und jetzt grübelt er am Starter-Motor rum ... wow, wenn wir den Landy nicht mehr jedesmal anschieben müssten, das wär ja echt Luxus - das Ding wiegt ne Tonne!

Tony macht sich am Landrover zu schaffen ...

so sieht ein durchgerostetes Chassis aus!

Tony schweisst das Chassis wieder zusammen