Donnerstag, 9. Dezember 2010

alles hat ein Ende ...

Liebe Freunde, liebe treue Helfer und Unterstützer,

leider habe ich traurige Nachrichten. Das Projekt, wie es einst bestand, ist zu seinem Ende gekommen.

Vor etwa einem Monat berief ich endlich das erste Treffen mit dem neuen Kommittee ein, um zu sehen ob die nun etwas motivierter sind als die andern, und helfen werden, das Projekt wieder auf die Beine zu stellen. Das neue Kommittee hat 7 Mitglieder. Zum ersten Treffen tauchten 3 auf. Nur drei. Ich verdrehte innerlich die Augen - das sagt ja wohl schon alles. Im Gespräch mit den drei Leuten versuchte ich herauszufinden, was sie denn nun wirklich von uns wollen, und vom Projekt. Sie sagten, wir wollen die Lodge. Ich hakte ein paarmal nach, weil sie ja alle immer sehr wenig Interesse an der Lodge gezeigt haben, und so fragte ich, ja aber, was ihr doch WIRKLICH wollt, ist ein Job, nicht wahr? Und ob ich jetzt ein Hotel oder eine Fabrik hier hinstelle, ist euch doch egal, weil ihr wollt einfach eine Anstellung, irgendeine? Und sie sagte, ja, ja, genau. Tja das war dann das Ende der Diskussion. Das Projekt sollte ein "Dorf"-Projekt sein, aber das "Dorf" als Einheit hat kein Interesse - nur die Individuen die einen Job wollen haben ein Interesse, aber beim Aufbau helfen wollen sie auch nicht - sie wollen warten bis alles steht, und dann angestellt werden für einen bezahlten Job (für den sie nicht qualifiziert sind). So kommen wir natürlich nirgendwo hin. Deswegen haben Aidan und ich beschlossen, die Übung abzubrechen und das Projekt, wie es bestand, aufzulösen. Keine Kommittees mehr, keine Meetings mehr, keine endlosen Diskussionen und Forderungen mehr. Wir sind nach wie vor in der Gegend und wir sind immer noch bereit, mit Einzelpersonen zusammenzuarbeiten, aber mit keinen Gremien mehr.

Das Geld, das im Moment noch auf dem Sobonana Konto übrig ist, wird für andere Projekte oder Hilfeleistungen eingesetzt. In Lubanzi hat es eine Kinderkrippe, die dringend Unterstützung braucht, und eine andere Idee ist, das Geld für Mikro-Kredite einzusetzen. In Manzamnyama hat es ein paar gute Leute, die immer beim Projekt mitgeholfen haben und sich eingesetzt haben. Einer davon ist Maxwell, Rufus älterer Bruder. Maxwell arbeitet gerne mit Holz. Wir dachten, wenn Maxwell nun einen Business Plan aufstellt und uns sagt, was für Werkzeuge und Material er braucht, und wieviel das alles kostet, dann können wir ihm ein Darlehen geben. Er muss dann festlegen, was er baut - z.B. Tische und Bänke - und für wieviel er sie verkauft, und davon bezahlt er einen gewissen Prozentsatz ans Projekt, um den Kredit abzubezahlen. Sobald alles abbezahlt ist, gehört das Geschäft ihm, und das Geld steht wieder zur Verfügung für den nächsten Kreditnehmer. In diesem Sinne unterstützen wir nur Einzelpersonen, die willig sind und Initiative zeigen. Ich glaube, einer ganzen Gemeinschaft zu helfen, funktioniert nicht ... es gibt so viele Dinge, Dynamiken innerhalb der Dorfbevölkerung, die wir nicht verstehen. Sehr viel Neid und Eiversucht, und auch das Gemeinschaftskonzept steht uns im Weg: wer hat, muss teilen. Deswegen will keiner mehr haben als der andere - weil er dann sowieso alles mit jedem faulen Sack teilen muss. Also wozu sich anstrengen? Und deswegen auch die Haltung der Dorfbevölkerung, dass wir ihnen alles einfach geben müssen: offensichtlich haben wir mehr, also erwarten sie, dass wir einfach geben. Leider funktioniert das in der heutigen Zeit so nicht ...

Ich möchte mich im Namen von Mpame Dorfprojekte ganz ganz herzlich bedanken bei allen Spendern und allen, die uns sonst in irgend einer Form unterstützt haben. Es tut mir unendlich leid, dass ich nicht bessere Nachrichten haben. Wir haben viel Geld und Energie in dieses Projekt gesteckt, aber es war nicht alles verlorene Liebesmüh. Zwei Jahre sind eine lange Zeit, und wir haben viel gelernt, viele Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen, viel diskutiert und Ideen ausgetauscht, und viele Samen gesät. Auch wenn die Früchte vielleicht erst in ein paar Jahren reifen - es war die Sache wert. Die Dorfältesten sind noch aus einer anderen Zeit, und sie blokieren den Fortschritt. Aber die junge Generation, die jetzt heranwächst, stellt viele Fragen und hat ein kritisches Auge. Und wir sind ja immer noch dort - wir gehen nicht weg, wir bleiben am Ball, und wir helfen weiterhin, wo immer wir können. Das Wichtigste ist Bildung, und Erziehung, und das wird sicher mein nächstes Projekt: eine Studiengruppe aufstellen, und bessere Bildungsmethoden einführen. Irgendwann nächstes Jahr.

Während den letzten paar Monaten haben Aidan und ich all unsere Energie in die Renovation von unserem Backpackers (Jugendherberge) gesteckt, und jetzt im Dezember kommt die erste Hochsaison. Nächstes Jahr sollten wir vom Einkommen des Backpackers leben können, und noch genug extra haben, um weiterhin in verschiedene kleine Projekte zu investieren.

Eure grosszügigen Spenden haben geholfen, erste Infrastrukturen auf die Beine zu stellen und viele Werkzeuge und Materialen zu kaufen, die weiterhin zu guten Zwecken eingesetzt werden. Damit haben wir eine Basis geschaffen, auf der wir nun ohne weitere Fremdhilfe aufbauen können.

In diesem Sinne könnt ihr eure monatlichen Zahlungen nun stornieren. Es war immer unsere Idee, ein selbst-erhaltendes Projekt aufzuziehen, ein System einzuführen, das nicht von Spenden abhängig ist. Ich denke, wir können diesen Schritt nun wagen.

In den nächsten Wochen werde ich die Mpame Website anpassen und erweitern, so dass auch andere Projekte unterstützt werden können. Spendengelder sind nach wie vor willkommen - entweder um sie für Mikro-Kredite einzusetzen, oder eben für die Kinderkrippe in Lubanzi, oder für den Kauf von einheimischen Pflanzen und Bäumen um Wiederaufforstung zu betreiben, oder vieles mehr - wir haben tausend Ideen, wie man die momentane Situation verbessern könnte. Wir setzen uns weiterhin aktiv für die Natur und die Umwelt und die Menschen ein, und wer uns weiterhin unterstützen möchte, ist herzlich willkommen dies zu tun. Oh, und kommt uns besuchen in Südafrika! :-)

Ich bin im Moment in der Schweiz, bis Ende Februar. Ab März werde ich diesen Blog wieder sporadisch weiterführen, und euch über allgemeine Geschehnisse in Lubanzi und Mpame auf dem Laufenden halten. Bis dahin - schöne Festtage, und alles Gute im neuen Jahr!

Herzlichst, Rahel