Sonntag, 9. Mai 2010

Willkommensparty in Lubanzi

Dieses Wochenende gibts einen Bericht über die neusten Neuigkeiten aus Lubanzi. Nächste Woche sind wir dann wieder zurück mit News aus Mpame ...

Also. In Lubanzi haben wir ja ein Haus gekauft, das wir nun in ein Backpackers umfunktionieren. Leider gehört uns aber nur das Haus, und nicht das Land, auf dem es steht. Das Land gehört den Xhosas, den Einheimischen. Und hier kann man Land nicht einfach kaufen, weil hier regiert das Stammesrecht. Um das Land zugesprochen zu bekommen, müssen wir uns zuerst mit den Stammesältesten einigen. Dann brauchen wir den Stempel vom Headman auf unserem Vertrag vom Hauskauf. Damit gehen wir dann zu Tribal Authorities, das Treffen aller Headmans aus der Region. Dort müssen wir uns von allen Oberhäuptern die Genehmigung und den Tribal Authorities Stempel einholen. Und mit all diesen Stempeln tragen wir dann unseren Vertrag zu Land Affairs, wo wir uns offiziell für unser Stück Land bewerben. Die Bearbeitung dieses Antrags dauert dann so drei bis acht Jahre. Eigentlich sollte es drei Monate dauern, aber die Mühlen der Verwaltung mahlen extrem langsam hier. Wie auch immer, sobald unser Antrag deponiert ist, können wir uns mal beruhigt die Hände reiben. Denn für die nächsten drei bis acht Jahre kann uns niemand was vorschreiben, da wir offiziell "unter Antrag" sind. Ha.

Der erste Schritt ist also den Stempel vom Headman einzuholen. Den kriegt man aber nur, wenn die Dorfgemeinschaft einverstanden ist. Also müssen wir zuerst die Dorfgemeinschaft kennenlernen und um Erlaubnis fragen, ob wir hier in ihrem Dorf ein Business betreiben dürfen, und ob sie einverstanden sind, dass dieses Stück Land ums Haus uns gehört. Freitag vor einer Woche hatten wir ein erstes Treffen mit den Leuten aus der nächsten Umgebung und dem Vize-Headman. Bei diesem Treffen wurde uns erklärt, dass wir, gemäss der Xhosa-Tradition, als neue Anwohner eine Party fürs ganze Dorf schmeissen müssen. Das ist Teil des Aufnahme-Prozesses in eine Dorfgemeinschaft. Aidan und ich schluckten mal leer. Von wievielen Partygästen reden wir hier? Müssen wir jetzt eine Kuh schlachten? Das wird teuer ... Aber der Dorfrat war uns gnädig, und sie haben uns gleich die ganze Einkaufsliste geschrieben. Ah, nur Poulet, keine Kuh, Gottseidank. Und ein paar Kisten Bier und zwei Flaschen Cognac. Das können wir verkraften. Es wurde vereinbart, dass das grosse Dorftreffen und die Willkommensparty am Freitag, 7. Mai stattfinden sollen. Die Frauen würden dann am Morgen die Einkäufe bei uns abholen und das Essen zubereiten, darum bräuchten wir uns nicht zu kümmern. Wunderbar.

Am Donnerstag fuhren wir also nach Mthatha, um Geld abzuheben und die Einkäufe zu tätigen. Am Stadteingang stand mal wieder ne Polizeikontrolle, und sie winkten mich mal wieder raus. Was haben die nur alle gegen meinen Beetle? Aber egal, ich habe ja jetzt ENDLICH eine gültige Lizenz. Der Polizist betrachtete den Kleber auf meiner Windschutzscheibe (die Lizenz) und sagte dann, ja aber Madam die Nummernschilder haben nicht die gleiche Nummer wie auf der Lizenz eingetragen. Schluck. Was, wie, wo? Auch Aidan fehlten die Worte. Ich sagte, ui entschuldigung, wissen Sie, ich bin Tourist, ich habe die Autopapiere gerade erst auf meinen Namen umschreiben lassen, und ich wusste nicht, dass sich dabei die Kennzeichen Nummer ändert. Der Polizist sagte, ok nehmen Sie die Nummernschilder jetzt gleich ab, und kaufen Sie sich in Mthatha neue Schilder. Ich sagte, ja ja ok vielen Dank, und wir machten uns ohne Nummernschilder aus dem Staub. Arrrgh. Gottseidank wusste ich wo man Nummernschilder kriegt, bloss dass sie uns dort zuerst noch aufs Traffic Department schickten um eine Kopie meiner Autopapiere anzufordern, und so verstrich der halbe Tag bis wir endlich, neu und korrekt beschildert, unsere Einkäufe tätigen konnten.

Die 2 Flaschen Cognag und die 12 Brote kauften wir in der Stadt im Supermarkt. Den Rest besorgten wir uns in einem Warenhaus: 40kg Poulet, 2 Kisten Bier, 3 Kisten Bier einheimische Marke (im Tetra-Pack), 24 2l-Flaschen Soft Drink (Cola, Fanta etc.). Damit war mein alter VW-Käfer so voll wie er nur sein konnte. Das einheimische Bier im Tetra Pack ist noch am fermentieren, und jedesmal wenn wir über ein Schlagloch ratterten, zischten die Bier-Packs uns an. Es klang wie wenn wir einen Haufen Schlangen im Auto hätten. Naja weit kamen wir nicht, nach ca. 10km stieg plötzlich der Motor aus. Was denn nun schon wieder??!! Aidan sprang aus dem Auto und klappte die Motorhaube auf und rief, schnell, die Stromverbindung zur Batterie trennen! Ich sagte, sehr lustig du Scherzkeks, da stehen grad 5 Kisten Bier und 40 Poulet drauf! Er sagte, dann gib mir einen Lumpen, schnell, es brennt! Ach, DAS schon wieder. Vor einer Woche ist uns bereits ein Kabel durchgebrannt. Jetzt hat ein anderes Kabel Feuer gefangen - wieder irgend ein Kurzschluss. Zum Glück hatten wir gerade ein neues Kabel gekauft (um das andere völlig geschmolzene Ding zu ersetzen, das wir bisher einfach mit Klebeband umwickelt hatten), und so konnte Aidan den Schaden notfallmässig beheben. Danach mussten wir das Auto allerdings anschieben - der Starter funktionierte nicht mehr. Aber das Auto fuhr, und wir schafften es bis nach Hause. Huff. Das zischende Bier in die Garage gestellt, und endlich ausspannen.

Am Freitag fand dann also die Party statt. So um elf Uhr spazierten wir mal langsam zum Kindergarten hoch, aber es waren noch nicht viele Leute da. Die Mitglieder vom neu gegruendeten Dorfrat nahmen Aidan und mich beiseite, um nochmal unseren Business Plan zu besprechen, und was dabei für die Einheimischen rausspringt. Wir erklärten ihnen, dass in den ersten drei Jahren nicht wirklich ein Gewinn zu erwarten ist und eine Gewinnbeteiligung daher kaum Sinn macht, aber dass wir ihnen gerne Job Angebote bieten, z.B. ihre Handarbeiten hier im Backpackers verkaufen oder die lokalen Fischer kontaktieren wenn wir Gäste hier haben die gerne einen Führer möchten. Der Dorfrat war damit einverstanden. Als genug Leute versammelt waren, eröffneten sie das Meeting, und der Dorfrat erklärte den Leuten was wir hier tun und dass wir mit ihnen zusammenarbeiten möchten. Dann tischten sie die Drinks auf, die wir gekauft hatten, und sagten, dass alles Essen und Getränke von uns komme, als Geschenk für die Dorfleute. Alle waren begeistert. Einer nach dem andern standen ein paar Leute auf um auch etwas zu sagen, und das meiste davon waren Aussagen wie "da sie jetzt zu uns gehören sind sie unsere Angehörigen und wir müssen sie beschützen und ihr Haus und ihre Dinge beschützen". So geht das hier. Dann wurde das Meeting beendet und die Party eröffnet. Getränke wurden verteilt, Biere verteilt, und die alten Männer gingen mit den Cognac Flaschen durch die Menge und händigten Shots aus. Ich sass manchmal mit den Frauen, manchmal mit Aidan, manchmal mit Sabelo, unserem Übersetzer. Die Leute wurden betrunkener und betrunkener, und je mehr sie tranken, desto lauter wurden sie. Die Frauen begannen zu klatschen und zu tanzen. Das Essen wurde ausgehändigt, zwei Stück Brot und zwei Stück Poulet auf einem Pappteller. Die Männer wurden zuerst bedient, und was sie nicht wollten, gaben sie den Kindern weiter. Bis halb fünf Uhr nachmittags sassen wir vor dem Kindergarten auf dem Hügel und unterhielten uns mit den Leuten. Und damit gehören wir jetzt offiziell zur Dorfgemeinschaft. Die Party hat uns 1500 Rand (150 Euro) gekostet, und sie bringt uns den Schutz und die Unterstützung und Akzeptanz der Anwohner. Ich denke das ist es allemal wert. :-)

Einer der Dorfältesten wird nun für uns zum Headman gehen, um den Stempel abzuholen. Sobald ich meine Dokumente gestempelt habe, werde ich mich um das Meeting mit Tribal Authorities kümmern.


















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